EU-Klimaziel bis 2030:  minus 48%

Österreich hat sich wie auch alle anderen Staaten im Pariser Klima­abkommen verpflichtet, alles zu unternehmen, um eine globale, durchschnittliche Erwär­mung auf 1,5°C zu beschränken. So manche/r verweist in Diskus­sionen oder Social Media darauf, Österreich wäre eh so klein, was macht unser Anteil schon aus? Und überhaupt, die Chinesen …. wir wären schön blöd, wenn wir ernsthaft Klima­schutz machen würden, solange nicht China, Indien, die USA …, oder? Es hört sich einfach an zu sagen, Österreich ist nur für 0,2% der globalen Emissionen verant­wort­lich, aber wer soll diese reduzieren, wenn nicht wir? Alle Länder müssen sich um ihr eigenes Stück des globalen Emissions­kuchens küm­mern und Österreich hat als reiches Land dafür die besten Voraus­setzungen.

Minus 48% Treibhausgas(THG)-Emis­sionen im Vergleich zu 2005 im Nicht­emis­sionshandel/-sektor: Um diesen Anteil muss Österreich entsprechend dem Green Deal die THG-Emissionen bis 2030 redu­zieren. Das betrifft vor allem Verkehr, Gebäude, Land­wirtschaft, Depo­nien sowie Teile der Wirt­schaft, die nicht im Emission­shandel geregelt sind. Es sind 7 Jahre bis 2030, und weil 2022 annähernd so viel THG wie 2005 ausgest0ßen wurden, müssen nun jedes Jahr min­destens rund 7% der THG-Emissionen von 2022 herunter­bekommen. Von den anstehenden Maßnahmen werden wir alle betroffen sein.

Treibhausgas-Emissionen und Zielpfade lt. Dashboard des Umweltbundesamtes:

Klimaschutzzielpfad für Österreich bis 2040 um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten (Quelle: Wegener Center der Uni Graz):

Im Klimaschutzbericht 2022 des Umweltbundesamtes (Emissionsdaten bis 2021) werden die Details auf die einzelnen Sektoren und Bundesländer heruntergebrochen. Es werden verschiedene Szenarien beschrieben, zB. mit bestehenden Maßnahmen (WEM = with existing measures) und mit zusätzlichen Maßnahmen (WAM = with additional measures).

Anteil der Sektoren an den Treibhausgas-Emissionen 2020 (inklusive Emissionshandel) und Änderung der Emissionen zwischen 1990 und 2020

Gut ein Drittel (36,7% im Jahr 2020) der österreichischen Emissionen sind seit 2005 im Emissionshandel erfasst und werden EU-weit gesteuert – das Ziel ist hier bis 2050 keine CO2-Emissionen mehr auszustoßen. Dabei werden CO2-Zertifikate ausgegeben, die jährlich reduziert werden. Wenn ein Betrieb zu wenig Zertifikate hat, muss er diese am freien Markt zukaufen. Dabei werden die Zertifikate laufend teurer, sodass die Betriebe danach streben, ihre Emissionen entsprechend zu reduzieren (zB. will die voest aus diesem Grund die Stahlerzeugung CO2-neutral hinbekommen).

Anteil der Sektoren an den Treibhausgas-Emissionen 2020 (ohne Emissionshandel) und Änderung der Emissionen zwischen 2005 und 2020

Die restlichen rund zwei Drittel der Emissionen waren bisher nicht im Emissionshandel erfasst. Davon hat mit ca. 45% der Verkehr den größen Anteil, gefolgt von Gebäude und Landwirtschaft (beide ca. 17%).

Die Emissionen im Nicht-Emissionshandel müssen nun laut EU-Green-Deal bis 2030 in Österreich um 48% heruntergebracht werden. Wie ganz oben beschrieben entspricht das ca. 7% Reduktion in jedem Jahr.

Minus 7% in jedem Sektor – das heißt 7% im Verkehr, 7% in der Gebäudewärme usw. Also 7% weniger Treibstoffverbrauch im Verkehr, 7% weniger Heizöl und Gas in der Raumwärme…

Was heißt das konkret für uns?

Verkehr:

  • Umstellen auf Elektro-Mobilität, insbesondere bei Ersatzanschaffungen
  • nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel nutzen
  • nach Möglichkeit aktive Mobilität wie Radfahren oder zu Fuß gehen forcieren
  • Geschwindigkeits-Reduktion bei Verbrenner-Fahrzeugen

Raumwärme:

  • Austausch von Öl- und Gasheizungen mit erneuerbaren Systemen wie Biomasse und Wärmepumpen
  • Reduktion des Öl- und Gasverbrauchs durch Sanierungen/Dämmung
  • Reduktion des Öl- und Gasverbrauchs durch Senkung der Raumtemperatur (wo noch sinnvoll möglich

Energie:

  • Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung wie zB: Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft. Bei letzterem geht es in erster Linie um Repowering = Leistungssteigerung von bestehenden Anlagen durch neuere Turbinen bzw. Technik. Als Privatpersonen haben wir in erster Linie Möglichkeiten bei der Anschaffung von PV-Anlagen.

Da die aktuelle Emissionsreduktion noch nicht dem notwendigen Maß entspricht, werden zusätzliche Maßnahmen seitens der Politik gesetzt werden müssen, um die notwendigen Klimaziele zu erreichen. Momentan ist hier vieles noch in der Schwebe, wie z.B. das Klimaschutz-Gesetz, das erneuerbare-Wärme-Gesetz, der nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) uvm. – es wird wohl ein „heißer“ Sommer und Herbst werden …. (Fortsetzung folgt).

Update 4.7.2023: der Entwurf des neuen NEKP wurde heute veröffentlicht

Das WAM-Szenario zeigt, dass mit den aktuellen Maßnahmen in Sektoren, die nicht dem EU-Emissionshandelssystem unterliegen, eine Reduktion von 35 Prozent bis zum Jahr 2030 gegenüber 2005 erreicht werden kann. Das bedeutet: zum EU-Ziel fehlen weitere 13 Prozentpunkte.

Medienberichte:

Nationaler Energie- und Klimaplan: So groß ist die Lücke zum EU-Ziel (derStandard, 4.7.2023)

Neuer Klimaplan schlägt CO2-Pipelines und CO2-Tiefenspeicherung vor (Kurier, 4.7.2023)

Nationaler Klimaplan: EU-Ziele noch in weiter Ferne (ORF, 4.7.2023)

AK-Leiter Josef Winter

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