Erderwärmung, Insektensterben, Bienensterben, Singvogelsterben – Der Grundstein dieser Prozesse lag bereits in der Wiege der Zivilisation. Seit mehr als 10000 Jahren heißt es: Dort wo sich der Mensch niederlässt muss die Natur Platz machen. Je mehr Menschen es gibt, desto intensiver wird die Natur verdrängt.
Klimaschutz schützt die Natur und die Natur schützt das Klima. Nur Bäume (und Moore) können CO2 aus der Luft entnehmen und lang Zeit speichern. Klimaschutz, das bedeutet in diesem Fall das eigene Stück Land, den eigenen Garten, naturfreundlich und klimafreundlich zu gestalten. Sozial sein, auch für andere Tierarten und Pflanzen.
Leider sind viele „Gärten“ heute dieser Bezeichnung absolut nicht mehr würdig. ökologische Todeszone: gechlorter Pool, asphaltiertes Carport, chemisch, mechanisch, physikalisch (Feuer) sterilisierte Pflasterritzen, Steinwüsten als Vorgarten , in der Sonne glühende Steingabionen – das letzte Leben fristet ein kümmerliches Dasein als Rasen, der vom Mähroboter täglich gestutzt wird.
Pflegeleichter ist so etwas nicht. Im Naturgarten arbeitet die Natur selbst, man muss ihr nur Platz geben und viele kleine Maßnahmen bilden ein großes Ergebnis.
Was kann man nun tun?
- Moose und Flechten schaden weder Mauern noch Pflanzen, betreiben Photosynthese und bilden Lebensraum für viele Arten. Entfernen schadet allen.
- Bei Zäunen möglichst auf Beton, Metall und Plastik verzichten. Holzlatten aus regionalem Holz speichern CO2 und brauchen wenig Energie zur Herstellung.
- Hecken statt Mauern. Sie speichern CO2, kühlen im Sommer und bieten Lebensraum für Tiere. Für Steingabione/Gitterkörbe und es auch muss tonnenweise Gestein per LKW transportiert werden, zusätzlich zur aufwendigen Metallherstellung.
- Immergrüne Hecken wie Thujen und Lorbeerkirschen bieten kaum Lebensraum. Sie wachsen zu dicht für Vogelnester. Bieten kaum Beeren oder Blüten. Zusätzlich verwildern diese nicht heimischen Arten immer häufiger. Monokulturen vermeiden, auch bei Hecken.
- Gemischte Hecken aus heimischen Gehölzen. Als erster Strauch im Jahr blüht die Kornelkirsche (Cornus mas), die Früchte werden auch von Menschen geschätzt. Auch Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare) und der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna) bieten Blüten und Früchte.
- Finger weg von invasiven, verwildernden Arten. Robinien (Robinia pseudoacacia) oder Sommerflieder (Buddleja davidii) lassen sich von Grundstücksgrenzen, Mauern und Gartenzäunen nicht aufhalten und verdrängen außerhalb heimische Arten. -> Bei der Wahl der Blüten sind Schmetterlinge nicht sehr wählerisch. Aber die Raupen fressen je nach Art nur sehr wenige Pflanzenarten. Tagpfauenauge ( Aglais io), Admiral (Vanessa atalanta), Distelfalter (Vanessa cardui) und auch der Kleine Fuchs (Aglais urticae) fressen als Raupen fast ausschließlich die Große Brennnessel (Urtica dioica) -> auch als Wildkraut nutzbar.
- Bäume pflanzen. Sie dienen nicht nur als Schattenspender und Temperaturregulator im Sommer. Obstgehölze blühen im Frühjahr (Abb.1) und spenden Früchte für Mensch und Tier im Herbst. Sie bieten zusätzlich Brutmöglichkeiten für Singvögel und auch Futter in Form einer Vielzahl von kleinen Insekten.
- Blumenbeete nicht mit saisonalen Wegwerfblumen füllen und nach einigen Wochen durch neue ersetzen. Ausdauernde und heimische Arten pflanzen. Lokale Begebenheiten nutzen, so bietet es sich zB. an wo das Regenwasser frei vom Dach herunter versickern darf, dort feuchtigkeitsliebendere Arten wie den Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und Blutweiderich (Lythrum salicaria) zu pflanzen. -> Blumenbeete nicht mit saisonalen Wegwerfblumen füllen und nach einigen Wochen durch neue ersetzen.
- Spezialerden und andere Blumenerden mit Torf oder Kokosfasern meiden. Kompost oder andere regional hergestellte und in jedem Fall torffreie Gartenerde verwenden. Auch Kokosfaser werden von ölbefeuerten Schiffen um die halbe Welt geschippert.
- Auch das Hochbeet selbst am besten aus regionalem Holz von heimischen Arten.
- Wiese statt Rasen. ->Teile des Rasens nicht mähen. Hier dürfen Gänseblümchen und Löwenzahn wachsen. Hier können weitere heimische Arten gepflanzt und gesät werden wie Königskerzen (Verbascum sp.), Glockenblumen (Campanula sp.), Wiesensalbei (Salvia pratensis) uvm. So wird aus dem Kunstrasen eine reiche Blumenwiese.
- Alle Beete auch die der Nutzpflanzen niemals sofort im Herbst dem Erdboden gleich machen. Trockene hohle Stängel dienen vielen Arten als Winterquartier und Kinderstube.
- Auch Nutzpflanzen wie Gemüse und Kräuter blühen wenn man sie lässt. Karotten und Petersilie, auch Liebstöckel (Levisticum officinale) und Pastinaken (Pastinaca sativa) bilden im zweiten Jahr Blütenstände die viele Bestäuber anlocken. Imposant auch die großen weißen Dolden von Wildpflanzen wie Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) und Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondyleum).
- „Unkraut“ gibt es nicht. Eine Bekämpfungswut sollte man sich nur für invasive, eingeschleppte Arten aufsparen. Auch kleine Arten blühen und sind wichtiger Teil des Nahrungsangebotes für Blütenbesucher.
Insektenhotel und Wintervogelfütterung, wenn der Garten sonst leer ist kaum mit langfristigem Erfolg gekrönt. Alles mit Maß und Ziel abwechlungsreich planen, gestalten und umsetzen. Mit Geduld und Toleranz (für zB ungeliebte aber wichtige Spinnen und Wespen) kann ein Garten zur Oase in der Kulturlandschaftswüste wachsen.
Nicht zuletzt wirkt sich ein erholsamer natürlicher Garten auch positiv auf die Luftqualität und das Immunsystem aus, damit man ihn lange genießen kann.
Ein erfolgreiches Gartenjahr wünscht euch
Georg Haindrich
Links:
heimische Gehölze
www.land-oberoesterreich.gv.at/files/publikationen/n_folder_gehoelzvermehrung.pdf
heimische Gartenpflanzen
https://www.zobodat.at/pdf/GUTNAT_0692_0001-0081.pdf (enthällt auch nicht heimische Arten)
lesenswerte Literatur:
alle Ausgaben der Zeitschrift ÖKO.L zB die Ausgabe 3-4/2019
endlich wieder einmal ein artikel,dem ich zu 100% zustimme! das was ich an der selben stelle 2016 ebenfalls im rahmen des „klimabündnisses“ unter „mein ökologischer fußabdruck“ geschrieben habe,wird hier bestätigt.
das ändert aber nichts an der tatsache,daß sich im bewußtsein der behörde nichts geändert hat. nach wie vor ist ein garten,wie er im artikel als vorbildhaft beschrieben wurde, eine „baulücke“,die geschlossen gehört,wenn es eine EZ gibt.
menschen wie herr haindrich müßten als ökologisches gewissen im gemeinderat sitzen. artikel wie seine sind leider ohne wirklichen rückhall in der gemeindepolitik! schöne worte.